Selbstverständnis
Der Global May Day ist ein Projekt für (Basis-)Gewerkschaften und Initiativen, die Arbeitskämpfe unterstützen. Neben der gemeinsamen jährlichen Koordination des 1. Mai, hilft die Global May Day Infrastruktur Gruppen und Einzelpersonen miteinander zu vernetzen, um Informationen und Ressourcen zu teilen sowie Solidarity Partnerships zu initiieren.
Lokale Selbstorganisation wird soweit es geht unterstützt. Die Global May Day Plattform soll lokalen und regionalen Strukturen ermöglichen erfolgreiche Strategien und inspirierende Ideen mit anderen zu teilen.
Konzept des Global May Day (GMD)
für den 1.Mai
Der vordergründige Sinn des gemeinsam koordinierten 1. Mai besteht darin, als Netzwerk von Basisgewerkschaften und gewerkschaftlich orientierten Gruppen sowie Gruppen und Einzelpersonen, die Arbeitskämpfe unterstützen sichtbar zu werden. Demos und Aktionen werden autonom (auch in lokalen und regionalen Bündnissen) geplant. Alle Menschen, die sich mit den Zielen und Prinzipien des GMD identifizieren, sind eingeladen die gemeinsamen Materialien (Logos, Poster, Texte) zu nutzen, auch wenn der Gebrauch keine Voraussetzung ist. Zu diesem Anlass wird es einen jährlichen Aufruf geben, welcher durch weitere Aufrufe auf lokaler/ regionaler Ebene ergänzt werden kann. Um Vernetzung auf weltweiter Ebene zu ermöglichen, besteht die GMD Plattform aus einer Online-Infrastruktur (Homepage / Social Media / Email-Verteiler). Es ist möglich Materialien, Texte und Berichte von Aktivitäten im Zusammenhang mit dem 1. Mai weltweit hochzuladen. Außerdem werden die Logos der Strukturen, die den jährlichen Aufruf unterstützen veröffentlicht. Für die interne Kommunikation können der Email-Verteiler und Social Media Plattformen genutzt werden. Um eine transnationale Kooperation zu etablieren, können Solidarity Partnerships geschaffen werden. Mit deren Hilfe können aktuelle Arbeitskämpfe unterstützt und miteinander vernetzt werden. So kann Druck auf verschiedenen Ebenen der weltweiten Mehrwertproduktion/ Wertschöpfungskette und eine transnationale Öffentlichkeit geschaffen werden.
Jede/s Syndikat/ Gruppe/ Gewerkschaft organisiert autonom ihre Aktivitäten mit ihren eigenen Schwerpunkten.
Zwischen den May Days – Solidarity Partnerships
Zwischen den Kooperationen zum 1. Mai dient die Infrastruktur auch dem Austausch, insbesondere wenn Arbeitskämpfe aufkommen, welche in Solidarity Partnerships münden können. Des Weiteren kann die Plattform genutzt werden, um Aktivitäten im Zusammenhang emanzipatorischer Bestrebungen zu koordinieren. Wie zum Beispiel anlässlich des jährlich stattfindenden Frauen*kampftages am 08. März.
Wie funktionieren Solidarity Partnerships?
1) Eine Gruppe/ Gewerkschaft befindet sich im Arbeitskampf oder bearbeitet einen Arbeitskonflikt. Dabei kann es um Löhne oder sonstige Auszahlungen oder weitergehende Ziele, wie strukturelle Veränderungen (z.B. die Schaffung eines Frauenrats) gehen. Dieser Sachverhalt kann über den Email-Verteiler kommuniziert werden.
2) Mindestens eine andere Gruppe/ Gewerkschaft nimmt daraufhin mit dieser Kontakt auf und erörtert Wege diese in ihrer Auseinandersetzung zu unterstützen. Angenommen beide Gruppen/ Gewerkschaften sind innerhalb derselben Wertschöpfungskette aktiv, kann auch in Betracht gezogen werden den Arbeitskampf auszuweiten.
3) Unterstützung kann auf unterschiedliche Weise organisiert werden; z.B. Kundgebungen vor Läden/ Fabriken innerhalb der Wertschöpfungskette, Öffentlichkeit für den entsprechenden Arbeitskampf schaffen und die Geschäftsleitung kontaktieren und auffordern den Forderungen der Lohnabhängigen nachzukommen, und so weiter. Jegliche Schritte sollten in Absprache mit der sich im Arbeitskampf befindlichen Gruppe passieren.
Neben diesen Kooperationen, können Gruppen/ Gewerkschaften die GMD Infrastruktur nutzen, um Informationen über aktuelle Entwicklungen auszutauschen und den nächsten Global May Day zu koordinieren. Gerne kann der GMD Verteiler abonniert und/oder dieser angeschrieben [globalmayday[ÄT]lists.riseup.net] werden, um mit anderen Gruppen/ Gewerkschaften in Kontakt zu treten (z.B. zur Initiierung einer Solidarity Partnership).
Die gemeinsame Grundlage
Wofür brauchen wir einen Global May Day:
Weltweit werden wir, die Lohnabhängigen, in einen Wettbewerb zueinander gesetzt, um die Mehrwertproduktion anzukurbeln und überhaupt erst zu ermöglichen. Egal wo wir wohnen, welches Geschlecht wir haben, welche Nationalität uns zugeschrieben wird, wir sind im selben Kampf verwoben, ob wir wollen oder nicht. Kürzungen sozialer Dienstleistungen in öffentlichen Haushalten, Outsourcing, das Drücken von Löhnen, Privatisierungen, ansteigende Lebenshaltungskosten sowie Studiengebühren und die Zerstörung natürlicher Grundlagen sind nur einige Symptome, die im direkten Zusammenhang mit dem globalen Wirtschaftssystem stehen. Ein System, welches auf Ausbeutung und Wettbewerb basiert und die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche vorantreibt.
Der stetig zunehmende Leistungsdruck, Vereinzelung und die Entfremdung von unseren Bedürfnissen und Mitmenschen mit denen wir arbeiten und leben machen uns krank. Das erfahren wir am Arbeitsplatz, in der (Hoch-)Schule und leider auch im zunehmenden Maße während der Kindheit und Jugend. Die Mechanismen der Marktwirtschaft und die damit einhergehenden nationalstaatlichen Strukturen führen dazu, dass die Anpassung an das Diktat der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Mehrwertproduktion priorisiert, anstatt dass emanzipatorische Fähigkeiten gefördert werden.
Wir wollen dieses System nicht nur stören, sondern streben an, es zu überwinden.
Durch den transnationalen Charakter des kapitalistischen Systems, ist es für Lohnabhängige notwendig sich ebenfalls auf globaler Ebene zu vernetzen. Durch diese Vernetzung können globale Zusammenhänge, die lokale Bedingungen maßgeblich prägen, sichtbar gemacht werden. Außerdem eröffnet es Möglichkeiten und erschließt Potentiale im Kampf gegen Ausbeutung und prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen. Die Verhandlungsmacht von Arbeiter*innen würde sich enorm erhöhen, wenn wir uns innerhalb von Wertschöpfungsketten zusammenschließen würden.
Besonders in Zeiten von wachsenden national(istisch)en und rassistischen Tendenzen, ist es uns ein Anliegen den gemeinsamen Kampf für dieses Ziel zu unterstreichen anstatt sich gegeneinander ausspielen zu lassen.
Für ein besseres Leben für alle über sämtliche Grenzen hinweg!
#1world1struggle
Beispiele:
Generalstreiks und direkte Aktionen hätten vermutlich den Krieg gegen emanzipatorische Kräfte in Rojava verhindern können. Demzufolge streben wir an eine Position zu erlangen, in der wir als Arbeiter*innenklasse in der Lage sind direkten Einfluss auf politische Entwicklungen zu nehmen.
Stellen wir uns vor, welchen Unterschied es gemacht hätte, wenn die streikenden Minenarbeiter in Marikana (Südafrika) mit den Arbeiter*innen in den Chemiewerken von BASF in Deutschland vernetzt gewesen wären und gemeinsam gekämpft hätten, besonders vor dem Hintergrund, dass BASF eine Hauptabnehmerin der geförderten Rohstoffe ist. Solche Verbindungen hätten die Ereignisse wesentlich beeinflussen, vielleicht das Massaker im Jahr 2012 sogar verhindern können.
Ein weiteres Beispiel sind Proteste von Näher*Innen in Sri Lanka am 27.11.2018 (sie produzieren für H&M), welche für Löhne, die zum Leben reichen kämpfen. Am Selben Tag fanden Soli-Aktionen vor H&M-Filialen in Europa und den USA statt. Dies verdeutlicht, dass Druck durch eine Vernetzung der Akteur*innen innerhalb der Wertschöpfungskette, von den Produzent*innen, über die Mitarbeiter*Innen in den Geschäften bis hin zu den Konsument*innen, erzeugt werden kann.
Ähnliches gilt für Arbeitsniederlegungen bei Amazon: Hier streikte Ver.di z.B. 2016 in Deutschland in den Logistikzentren, da Amazon-Zentren in Polen als Ausweichzentren genutzt wurden, organisierte die IP Solidaritätsaktionen. Mittlerweile entstehen Amazon Aktionsgruppen auf der ganzen Welt, welche sich zunehmend untereinander vernetzen.
Zu guter Letzt möchten wir auf die Lohnabhängigen im IT-Sektor verweisen, welche sich gegen prekäre Arbeitsbedingungen zur Wehr setzen und über nationalstaatliche Grenzen hinweg organisieren. Als Beispiel weisen wir an dieser Stelle auf die Initiative Game Workers Unite! sowie die im letzten November von Arbeiter*innen bei Google organisierte Streikaktion hin. An dieser beteiligten sich zehntausende Betroffene in 50 Städten weltweit.
Erstunterzeichnenden Strukturen:
Dabindu Collective,
Sri LankaFederação das Organizações Sindicalistas Revolucionárias do Brasil (FOB), Brazil Industrial Workers of the World Hamburg Free Workers Union Marburg – Gießen – Wetzlar International Committee SAC-Syndikalisterna, Sweden Garment Workers Trade Union Center, Bangladesh Forum for IT Employees, India Free Workers Union Hamburg
Das Global May Day Verwaltungskollektiv
Die einzige Aufgabe des Verwaltungskollektivs besteht darin, die oben erwähnten Ziele zu ermöglichen und die Plattform am Laufen zu halten – u.a. durch die Beantwortung von Emails, Aktualisierung der Homepage, Verwaltung der Social-Media Kanäle, der Vernetzung der Plattform mit weiteren Gruppen/ Gewerkschaften sowie die Austragung von (Online-)Treffen.
Basisdemokratisch organisiert, hängt das Bestehen des GMD Verwaltungskollektivs von Menschen ab, die sich in diesem einbringen und helfen das Projekt aufrecht zu erhalten.
Selbstredend unterstützen diejenigen, die sich dem Kollektiv anschließen, das hier dargelegte GMD Selbstverständnis und erklären sich mit den unten aufgeführten Punkten einverstanden.
Diejenigen, die dem Kollektiv beitreten wollen, sind angehalten sich über diesen Email-Verteiler zu melden und sich vorzustellen.
Bei Fragen, Anmerkungen oder Vorschlägen kann das Verwaltungskollektiv unter folgender Adresse kontaktiert werden: GMDcollective[ÄT]lists.riseup.net
Diejenigen, die dem Kollektiv beitreten, erklären sich mit diesen Punkten einverstanden und …
- … unterstützen die hier aufgeführten Prinzipien des Global May Day Projektes.
- … arbeiten aktiv gegen die Entstehung von informellen Hierarchien, Mobbing, Rassismus, Patriarchat, sowie Behindertenfeindlichkeit und setzen sich dafür ein, dass die Global May Day Plattform ein inklusiver und sicherer „Ort“ ist.
- … nutzen die GMD Infrastruktur nicht zur Propagierung von politischen Parteien, Verschwörungstheorien, Antisemitismus, Nationalismus oder Religionen.
- … wirken der Auffassung entgegen, die evtl. entstehen könnte, dass sie_er das Projekt vertritt – z.B. bei der Vergabe von Interviews. Niemand kann für die Global May Day Plattform als Ganze sprechen!
- … nutzen die Infrastruktur zur Verbreitung von Neuigkeiten, die (Basis-)Gewerkschaften und gewerkschaftliche Initiativen/ Netzwerke unterstützen.
Inhalte, die von Kollektivteilnehmer*innen über die GMD Infrastruktur (nicht) geteilt werden sollten:
Das Verwaltungskollektiv nutzt die Global May Day Infrastruktur hauptsächlich um über aktuelle Arbeitskämpfe zu informieren. Gleichzeitig kann sie auch für die Verbreitung emanzipatorischer Inhalte (z.K. Kampf gegen faschistische Ideologien, Patriarchat, Rassismus, etc.), welche direkt mit den Interessen der Klasse der Lohnabhängigen verbunden sind, genutzt werden.
Das Verwaltungskollektiv widmet sich dem Informationsfluss im Interesse der Basis von Arbeitskämpfen und wird unter keinen Umständen dazu übergehen die Politik politischer Parteien oder Verschwörungstheorien zu propagieren. Das Kollektiv teilt keine Nachrichten von Personen, welche die grundsätzlichen Prinzipien des Global May Day Projektes nicht respektieren und sieht sich auch nicht in einer Position die Art und Weise von Arbeitskämpfen anderer zu beurteilen, da Bedingungen weltweit unterschiedlich sind. Akteur*innen auf der GMD Plattform sollten die Entscheidungen und Strategien von Gewerkschaft/ Initiative anderswo respektieren.
Teilnehmer*innen des Verwaltungskollektiv bemühen sich Nachrichten über Entwicklungen auf lokaler und nationaler Ebene in einen globalen Kontext zu setzen, wenn sie über diese berichten.