Die textile Wertschöpfungskette


Rohstofferzeugung
Die Produktionskette der Kleidungsindustrie beginnt mit der Herstellung der Rohstoffe. (Für jede Hose, jedes Kleid werden Stofffasern benötigt. Oftmals handelt es sich hierbei um Baumwolle. Das bedeutet zunächst, dass es ein Feld braucht, auf dem Saatgut ausgesät werden kann und die die Pflanzen wachsen und schließlich geerntet werden können. Baumwolle ist frostempfindlich und wächst am besten in Regionen mit trockenem Klima, während sie gleichzeitig große Mengen an Wasser benötigt.)
Die Baumwollproduktion ist jedoch seit jeher kapitalistischen Profitinteressen unterlegen und befindet sich deshalb dauernd in einem ökonomischen Unterbietungsprozess. Blickt man in der Geschichte zurück, erreichte die Baumwollgewinnung ihren absoluten Tiefpunkt mit der Sklaverei und der kolonialen Ausbeutung von Arbeiter*innen.
Doch auch heutzutage wird in wirtschaftlich ärmeren Ländern produziert, beispielsweise pflücken Kinder in Usbekistan die Baumwolle oder Arbeiter*innen in Indien bekommen nur Niedriglöhne für genveränderte Baumwolle gezahlt, während die Wasserressourcen der jeweiligen Länder stark beansprucht werden.

Entkörnung
Nachdem die Baumwolle geerntet wurde, müssen die Faserhaare und die Körner, sowie Schmutz voneinander getrennt werden. Die Entkörnung erfolgt in der Regel im gleichen Land wie der Abbau der Baumwolle selbst.

Spinnerei
In der Spinnerei werden die Baumwollfasern zu einem Garn gesponnen, mit welchem in den folgenden Arbeitsschritten flächige Stoffe erzeugt werden können. Die Garnproduktion findet oftmals schon nicht mehr im gleichen Land wie die Baumwollernte und -entkörnung statt. Die Länder, in denen die Arbeiter*innen in den Spinnereien für den niedrigsten Lohn das Garn herstellen, gewinnen meist den Zuschlag. Wie so oft in der Textilindustrie kommt es an diesem Teil der Wertschöpfungskette zu Billiglöhnen für die Arbeiter*innen.

Weberei/ Strickerei und Veredelung
In Webereien werden aus dem Garn der Baumwolle Gewebe, beziehungsweise im Fall der Strickerei, Strickstoffe hergestellt. Auch dies geschieht meist in Billiglohnländern. Danach durchlaufen sie andererorts noch verschiedene chemische Prozesse zur Veredeleung. Baumwolle weist eigentlich einen gelblichen Ton auf. Daher wird der Stoff zunächst gebleicht. Kunstharze werden verwendet, um den Stoff vorm Einlaufen zu schützen. Um letztendlich den gewebten Stoff zu stabilisieren, wird dieser in Natronlauge getaucht.
Die Veredelung stellt eine Kette an chemischen Prozessen dar, die oftmals nur in Ländern durchgeführt wird, in denen kaum Umweltauflagen existieren und somit die Absonderung von giftig Stoffen ins Grundwasser kein Problem darstellt. Das hat sowohl für die Natur, die Anwohner*innen wie auch die Arbeiter*innen, die mit den Chemikalien hantieren müssen, erhebliche (gesundheitliche) Folgen.

Konfektionierung
Der Konfektionierungsprozess beinhaltet das Zuschneiden und Vernähen der einzelnen Stoffstücke, die somit ein Kleidungsteil ergeben. Da dieser Schritt jedoch zum Großteil händisch durchgeführt werden muss und noch nicht automatisiert werden konnte, benötigt dieser Prozess in der kapitalistischen Unterbietungsindustrie eine hohe Zahl an Arbeiter*innen. Die Durchführung dieses Schrittes in der Wertschöpfungskette rechnet sich in der Regel nur in Regionen, wo es besonders wenig Arbeitsschutzmechanismen gibt, und die Löhne besonders niedrig sind, wie z.B. in Bangladesch und Pakistan.

Gebrauch
Die Schnelllebigkeit der Fast Fashion Industrie führt dazu, dass viele Menschen ständig neue Kleidung kaufen – im Schnitt rund 60 neue Teile pro Jahr. So werden die einzelnen Stücke immer seltener getragen und der Müllberg wächst immer schneller. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass die Ware entsprechend billig sein muss und dementsprechend Menschen unter unwürdigen Umständen für wenig Geld die Kleidung produzieren, die in der nächsten Saison durch die neue Kollektion ausgetauscht wird.
Quelle: https://www.quarks.de/umwelt/so-wenig-tragen-wir-unsere-kleidung/

Entsorgung
Oftmals landen Kleidungsstücke im Altkleidercontainer. Hier wird zunächst in verschiedene Kategorien sortiert: Die besonders wertige Ware wird an Secondhand Läden direkt im Inland geliefert und dort weiterverkauft. Qualitativ weniger hochwertige Stücke werden nach Osteuropa oder außereuropäische Länder geliefert. Der Handel mit Kleidern aus den Containern stellt ein finanziell lukratives Geschäft dar, während er – wie die gesamte Textilindustrie – eine katastrophalen Klimabilanz aufweist.
Die Kleidung, die nicht mehr getragen werden kann, wird häufig recycled, beziehungsweise downgecycled. Das bedeutet konkret, dass die Stoffe beispielsweise zu Putzlappen oder ähnlichem weiterverarbeitet werden. Eine Alternative stellt die Aufarbeitung zu Fasern dar, welche dann zu Garnen gesponnen werden können. Oftmals bestehen Stoffe jedoch aus einem Mischgewebe und setzen sich aus natürlichen und künstlichen Fasern zusammen, was das Recycling erschwert.

Logistik/ Transport
Auch die Textilindustrie unterliegt der kapitalistischen Verwertungslogik. Die Kleidung soll möglichst schnell und möglichst billig produziert werden. Dafür müssen verschieden Faktoren wie Umweltschutz oder Arbeitsschutz außer Acht gelassen werden.
Das hat zur Konsequenz, dass die einzelnen Stationen der textilen Wertschöpfungskette in unterschiedlichen Ländern ausgeführt werden und ein einzelnes Kleidungsstück schon etliche tausend Kilometer zurückgelegt hat, bevor es schlussendlich im Geschäft landet. Und diese endlosen Transporte sind billiger, als vor Ort zu produzieren, weil in Europa – dieser Logik folgend – die Löhne zu hoch sind, um das Geschäft lukrativ zu halten. Eine verheerende Ökobilanz.